VERBESSERUNGEN IN DER LANDWIRTSCHAFT IN OBER-SWANETIEN 2007 – 2021
Vorgeschichte
Pro Mestia Georgien hat in einer Retraite im Mai 2007 in Cholashi, Ober-Swanetien, mit Fachleuten des biologischen Landbaues aus der Schweiz und aus Georgien Prioritäten für ein aufzubauendes Landwirtschaftsprojekt gesetzt. Dieses wurde seither von einem starken Team georgischer Mitarbeiter geführt.
Ziel ist eine reichhaltigere Ernährung für Mensch und Tier und die Schonung der Umwelt. Es ist alarmierend, dass die biologische Vielfalt gesunken ist.
Weiterbildung
Es begann 2007 mit dem ersten Bienenkurs, es folgten Grundkurse für Bio-Landwirtschaft, in verschiedenen Dörfern Ober-Swanetiens. Einige Schulungen, z.B. Baumschnitt, wandten sich speziell an Jugendliche. Insgesamt haben mehrere hundert Personen an Trainings teilgenommen. Da es kaum Lehrbücher gab, wurden selber Handouts geschrieben und ausgegeben. Wichtige Themen waren der Hausgarten, die Fruchtfolge, die Kartoffelkulturen und die Obstbäume. Je nach Bedürfnis wurden Spezialisten für die Schulungen beigezogen.
Fruchtfolge und Kartoffeln
Da die Regeln der Fruchtfolge nicht mehr eingehalten wurden, haben die Kartoffelkulturen gelitten. Kartoffeln aus Swanetien gelten als besonders gut. Ihre Ernte spielt bei der Versorgung für Mensch und Tier eine wichtige Rolle. 2008 fiel die Ernte in der Region sehr klein aus. Pro Mestia Georgien hat daraufhin Saatkartoffeln in die Dörfer gebracht. Die Beschaffung von Saatkartoffeln wurde 2016 in grösserem Massstab mit Erfolg wiederholt. Es wurden zahlreiche Dörfer mit einbezogen.
Landwirtschaftliche Genossenschaften
Seit ein paar Jahren fördert der Georgische Staat landwirtschaftliche Genossenschaften. Die georgischen Mitarbeiter von Pro Mestia Georgien kennen sich in den Formalitäten aus und es ist ihnen gelungen, in mehreren Dörfern landwirtschaftliche Genossenschaften zu gründen. Die Cooperative ist für die postsowjetische Gesellschaft nicht ganz einfach zu akzeptieren, es braucht Überzeugungsarbeit, und klare Vereinbarungen der Zusammenarbeit.
Obst- und Walnussbäume, Beerenkulturen
Obstgärten und Nussbäume helfen auch Erosion verhindern. Es wurden hunderte von Bäumen gepflanzt. Erdbeeren und Gojibeeren gedeihen besonders gut.
Verbesserung der Ernährung
Die Bevölkerung lebt fast ausschliesslich von Selbstversorgung. Jeder Haushalt verfügt über einen Gemüsegarten. Dieser ist Sache der Frauen. Alle sorgen sich selbständig um die Samen für das kommende Jahr. Hier gibt es Engpässe. Pro Mestia Georgien wurde in der Vergangenheit immer wieder um Gemüsesamen angefragt und konnte grosszügig aushelfen, neue Sorten einbringen und somit die Vielfalt fördern.
Verlängerung der Vegetationszeit durch Gewächshäuser – eine Erfolgsgeschichte
Seit 2010 baute Pro Mestia Georgien normierte Gewächshäuser (2,5 x 7 m) in fast allen Dörfern Ober-Swanetiens. Inzwischen stehen über 350 Stück. Die Bauern lieferten das Bauholz, halfen beim Bau mit und erhielten Instruktionen, Samen und Setzlinge für den Start. Eine fortlaufende Betreuung garantierte die Nachhaltigkeit. Das Sorgentelefon zu den georgischen Fachleuten wird immer wieder gerne benutzt. Der Kontakt wird auf diese Weise auch in Zukunft aufrechterhalten.
Zunehmender Tourismus
In den letzten Jahren sind vor allem in Mestia Gästehäuser in grosser Zahl entstanden. Diese Familien können sich oft nicht mehr um Pflanzgärten kümmern und müssen das Gemüse einkaufen. Aus diesem Grund werden seit 2016 unten im Tal, wo es kaum Tourismus gibt, grosse Gewächshäuser 6 x 24 m gebaut. Das Gemüse, es handelt sich vor allem um Tomaten, Gurken, Auberginen, Paprika und Gewürzkräuter, kommt in die Läden nach Mestia. Ein lokaler Markt entsteht und ersetzt mehr und mehr die Importe aus der Türkei.
Die Corona-Zeit und Abschluss des Projektes Bio-Landwirtschaft in Ober-Swanetien
Der Einbruch in der Tourismus-Branche war massiv und hat die Hoffnungen von Familien und Unternehmungen zerstört. Die Einkommen reduzieren sich drastisch – die Reisegruppen blieben aus – es kamen nur noch wenige Einzelreisende.
Umso wichtiger wurde die Selbstversorgung. Trotz massiver Einschränkungen der Reisefreiheit, konnte das Team der Mitarbeiter von Pro Mestia Georgien das Ziel, dreissig Gewächshäuser zu bauen auch 2020 fast erreichen. Im 2021 wurde aufgeholt und auch die Bienenzucht und der Ackerbau voll betreut. Es zeigte sich, dass die Bauernfamilien sich austauschen und die Gewächshäuser in Eigenregie gut betrieben werden. Pro Mestia Georgien hatte damit seine Ziele in dieser Region erreicht und zog sich aus Ober-Swanetien zurück, um in der Region Achmeta ein neues Projekt aufzubauen.