WEITERBILDUNG FÜR KINDERGÄRTNERINNEN SEIT 2009

Vorgeschichte in Ober-Swanetien
Bereits 2009 organisierte Pro Mestia Georgien in Chaishi und Mestia und 2011 in Chuberi, in Zusammenarbeit mit der Waldorfschule Tbilisi, Kurswochen für Kindergärtnerinnen, die auf grosse Zustimmung unter den Beteiligten stiessen. Wegen allgemeiner politischer Verunsicherungen und der staatlichen Umorganisation im Kindergartenbereich, konnten die Projekte nicht weiter geführt werden.
Die Situation hatte sich inzwischen wieder stabilisiert und die Leitung der Kindergärtnerinnen Ober-Swanetiens zeigte sicht sehr an Weiterbildung für ihre Lehrkräfte interessiert und befürwortet eine enge Zusammenarbeit mit Pro Mestia Georgien. 

Ziele
Ziel ist, den Kindergärtnerinnen eine Fortbildung zu ermöglichen und das Netzwerk unter ihnen zu stärken. Einerseits soll ein erweitertes Grundlagenverständnis vermittelt werden, welche Bedeutung die Kindergartenzeit für die Entwicklung des kleinen Kindes hat. Außerdem sollen praktische Erfahrungen gemacht werden, wie Kinder im Kindergarten spielerisch miteinander umgehen, wie sie sozial und handwerklich lernen und wie sie für die Grundschule vorbereitet werden können. Es geht darum, die Eigeninitiative, Konzentration, Aufmerksamkeit, Ausdauer und das soziale Verhalten der Kinder im Spiel zu stärken. Dafür sollen die Voraussetzungen verbessert werden.
Im praktischen Teil der Kurse gibt es Anleitungen für Gruppenspiele, Malen und plastisches Gestalten. In der Musikstunde werden georgische Volkslieder gelernt und getanzt. Im Nähen stellt jede Teilnehmerin für ihren Kindergarten, Puppen und Tiere aus textilem Material als Muster für die Kinder her.
Alle Kindergärten in Ober-Swanetien sind fast ohne Spielsachen und Werkmaterial.

Weiterbildung Kindergärtnerinnen | Mestia 2017
Der Bürgermeister von Ober-Swanetien und die Leiterin der Kindergärten richten im Februar 2017 eine Anfrage an Pro Mestia Georgien, den Fachpersonen in Theorie und Praxis Unterstützung zu bieten. Weil ein bedeutender Teil der alten, sowjetisch geprägten Fachleute durch jüngere ersetzt wurde, ist ein zusätzlicher Ausbildungsbedarf entstanden.
Wie bei uns vor etwa zehn Jahren geschehen, spielen sich auch in Georgien  Veränderungen des Schul- und Vorschulwesens ab, indem die Kindergarten-Betreuungszeit immer mehr in die Schulzeit integriert wird.
Der Staat ist mit den minimalen Steuereinnahmen für solche Aufgaben überfordert, zumal Fachleute im eigenen Land eher schwierig zu finden sind. Die Anfrage war denn auch spezifisch auf den Aspekt ausgerichtet, dass wir von Pro Mestia Georgien aus unseren Breitengraden leichteren Zugang zu fachlich aktuellen Quellen haben und vermitteln können, was tatsächlich der Fall ist.
Das fünftägige Seminar basiert auf den neurowissenschaftlichen Grundlagen namhafter deutscher Hirnforscher. Der Vortrag „Die Entwicklung unserer Kinder“ führte in die Thematik ein. Daraufhin wurden den vierzig Besucherinnen des Seminars im Workshop-Stil eine Palette von pädagogischen wie auch psychologischen Zusammenhängen und Forschungsergebnissen vermittelt, welche ihnen helfen, den verschiedenen Bedürfnissen der Kinder in diesem Alter gerecht zu werden. Weil wir dafür auch landeseigene Fachleute engagieren konnten, war diese Vermittlung eingebettet in die Tradition und Kulturwelt des Landes.

Weiterbildung Kindergärtnerinnen Mestia und Chaishi 2018 / 2019 
Wegen grossem Interesse wurden seit 2018 die Kurse doppelt geführt – einmal unten im Tal und einmal in Mestia. Die Vortragsthemen werden mit den Teilnehmern abgesprochen und danach von den Waldorflehrerinnen erarbeitet und in die praktischen Fächer Singen, Malen und Handarbeiten eingefügt. Täglich wird Rückblick gehalten. Die Teilnehmenden schrieben immer aufschlussreiche Rückmeldungen, die den Sinn der Kurse und die praktische Umsetzung des Gelernten bestätigen.

Die Corona-Zeit
Bis in die Sommermonate 2020, hofften alle auf baldige Öffnung der Landesgrenzen, der Lockerung der landesinternen Reisen und Aufhebung der teils rigorosen Massnahmen. Das Kursprogramm für 2020 war vorbereitet, konnte aber trotz mehrmaligem Verschieben zum Leidwesen der Beteiligten nicht stattfinden.
Im Winter 2021 fragte Pro Mestia Georgien die Gemeinde Mestia an, ob eine Durchführung des Kindergartenseminars für den Sommer denkbar sei. Wegen der Corona-Situation wurde das Anliegen abgewiesen. Unter den georgischen Mitarbeitenden entstand die Idee, das Seminar statt in Mestia in Achmeta, einer Stadt am Fusse des Kaukasus in der Region Kachetien durchzuführen. Die Gemeinde Achmeta stimmte unter zwei Bedingungen zu: das zwei-teilige Seminar sei auf je drei Tage zu begrenzen und die je fünfzig Teilnehmenden müssen Corona-Tests auf unsere Kosten machen. Da die Corona-Bedingungen in Georgien öfters geändert werden und die Ein- und Ausreise unseres schweizerischen Mitarbeiters dadurch schwer planbar wird, haben sich die Lehrkräfte der Waldorfschule Tbilisi bereit erklärt, die Kurse selbständig durchzuführen. Aus den Themen der Vorjahre haben die Kindergärtnerinnen Achmetas ihre Prioritäten gesetzt. Die Kindergärten erhielten Materialgaben, weil sie dafür kein Budget haben.

Weiterbildung 2022 / 2023 in Achmeta
Im 2022 konnte wiederum ein Weiterbildungsseminar in Achmeta stattfinden. Die Beteiligung war überwätigend – über 180 Anmeldungen. Die Gelegenheit das Wissen zu vertiefen und die Vernetzung untereinander zu födern wurde freudig angenommen, das hat sich auch in zahlreichen Dankesschreiben ausgedrückt.
Gegenwärtig wird eine Weiterbildung für Sommer 2023 vorbereitet.

Das Interesse an Weiterbildung ist gross, dafür und um die 67 Kindergärten mit über 1500 Kindern, mit Materialbeiträgen zu unterstützen, werden Spenderinnen und Spender gesucht.